Das Schulwesen in Geschwenda blickt auf eine über 400-jährige Geschichte zurück. Bereits 1616 wurde Simon Becker von Mühlberg als erster Schulmeister erwähnt.
Über die Jahrhunderte erlebte die Schule zahlreiche Veränderungen: Von der ersten Schule in der Kirchgasse, die 1743 durch den Einsturz des Kirchturms zerstört wurde, bis zur Einweihung des heutigen Schulgebäudes im Jahr 1887. Mit der Zeit entwickelte sich die Schule weiter, ergänzte ihr Angebot durch Näh- und Haushaltsschulen und wuchs stetig.
Nach den Kriegsjahren folgten Erweiterungen, Modernisierungen und internationale Projekte wie das EU-Programm „SOKRATES“.
Heute steht die Grundschule Geschwenda als moderner Lernort und wichtiger Teil der Gemeinde – geprägt von Tradition, Innovation und einer lebendigen Schulgemeinschaft.
Chronik des Schulwesens in Geschwenda
1616 Simon Becker von Mühlberg ist Schulmeister
1743 Zerstörung des ersten Schulgebäudes (in der heutigen Kirchgasse; zwischen Pfarrhaus und Kirche) durch den Einsturz des Kirchturms der St. Nikolaikirche
1750
- Wiederaufbau der Schule
- Erster Lehrer: Johann Valentin Brömel (bis 1788)
1850
- Schulgebäude wurde zu klein
- Gemeinde erwarb ein neues Gebäude und richtete einen Klassenraum ein
- Einstellung eines zweiten Lehrers
1879 Drei Klassen mit den Lehrern August Kramer, Heinrich Sennewald und Eduard Riemann
1884 Gründung einer Näh- und Stickschule
1887
- Einweihung der neuen Schule im heutigen Ernst-Meiland-Haus (Apotheke)
- Unterricht durch vier Lehrer
1900 Einrichtung einer Haushaltsschule
1904 Fertigstellung des heutigen Schulgebäudes mit vier Klassenräumen
1905–1909 Erhöhung der Lehrerstellen auf sieben
1918
- Nach dem Ersten Weltkrieg: Anbau mit vier zusätzlichen Klassenräumen
- Bis zum Zweiten Weltkrieg: 15–18 Lehrer im Unterricht
1946 Beginn des Dienstes durch sechs Neulehrer
1950 Bau einer Schulkirche
1956–1957
- Aufbau eines Kinderhorts
- Umbenennung der Schule in „Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule Geschwenda (POS)“
1980
- 379 Schüler in 19 Klassen
- Sieben Klassenräume, acht Fachräume
- Turnhalle für den Schulsport
- 152 Schüler besuchten den Hort
1985
- Neuer Erweiterungsbau mit sechs Unterrichtsräumen
- Einweihung eines neuen Sanitärbereichs
1992 Annerose Seyring wird Schulleiterin
1998/99 Zusammenlegung der Grundschulen Geraberg und Geschwenda.
1998–2006
- Teilnahme am EU-Bildungsprojekt „SOKRATES“
- Partnerschulen in Belgien, England, Irland und Dänemark
2005
- Veröffentlichung des Entwurfs zur Schulnetzplanung
- Intensive Diskussion und Engagement für den Schulstandort
- Rückübertragung des Schulgebäudes von 1904 an die Gemeinde Geschwenda
- Sicherung des Grundschulbetriebs bis 2011 durch Anmietung der Räume
2011 Einweihung der sanierten Turnhalle und des alten Schulgebäudes nach 14 Monaten Bauzeit
2014 Claudia Kiesewetter wird Schulleiterin
2015
- Bewerbung zur 3. Staffel „Musikalische Grundschulen“ (Schulentwicklungsprojekt)
- Umgestaltung des Schulgartens
2016 Einweihung des „grünen Klassenzimmers“ (Waldmichek)
2017 Zertifizierung „Musikalische Grundschule“ (1. Zertifikat bis 2020, 2. bis 2023, 3. bis 2026)
2019 Neue Fassade für den Anbau
2024
- Feier zum 120-jährigen Bestehen der Grundschule
- Insgesamt 408 Jahre Schulgeschichte in Geschwenda
Bildquelle
Heft 120 Jahre neues Schulgebäude“, 2024
Die Geschichte der Dorfschule in Geschwenda reicht bis ins Jahr 1616 zurück, als Simon Becker als erster Schulmeister unterrichtete. Damals war der Schulmeister auch Kantor und Organist der Kirche. Im Gemeindearchiv ist ein Register aus 1660 erhalten, das die Bestallung von Schulmeister Friedrich Issleiber dokumentiert. Neben dem Unterricht in Gebet, Katechismus und Grundrechenarten musste er auch die Kirchuhr warten und das Geläut der Glocken erledigen.
Die erste urkundlich erwähnte Schule stand zwischen Pfarrhaus und Kirche und wurde 1743 durch den Einsturz des Kirchturms zerstört. 1750 erfolgte der Wiederaufbau, und 1887 musste eine neue Schule gebaut werden, die heute als „Ernst-Meiland-Haus“ bekannt ist.
Mit wachsender Bevölkerungszahl wurde 1850 eine zweite Klasse eingerichtet, 1904 folgte der Bau der „Neuen Schule“, die bis 1926 eine Zentralheizung und 1928 ein Wannen- und Brausebad erhielt. Von 1910 bis 1934 war Ernst Meiland als Lehrer und Kantor tätig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule 1945 wiedereröffnet. In den 1950er Jahren stieg die Schülerzahl durch die Umsiedleraktion auf über 500. 1965 wurde eine polytechnische Oberschule (POS) gegründet, die bis 1983 von Herbert Schuder geleitet wurde.
1985 löste der Schulerweiterungsbau die Platzprobleme. Seit der Wende wird die Schule von Schulleitern wie Veronika Arnold, Karlheinz Dorn und Dieter Heyer geführt. Heute ist Geschwenda eine Staatliche Grundschule, die europäische Partnerschaften pflegt.
Leider gibt es derzeit einen Schülermangel, den es zu beheben gilt, um die Bildungsversorgung langfristig zu sichern.
Textquelle: „Geschwendaer Lesebuch 1302 – 2002″, S. 101-103
Wenn ein „Zugereister“ wie Ernst Meiland, der 24 Jahre in Geschwenda lebte und arbeitete, so liebevoll und treffend Geschichten in perfekter Geschwendaer Mundart verfasst, ist er ohne Zweifel eine besondere Erinnerung wert. Sein Gedicht, das mit den Worten beginnt: „S’gebt wull off dr weite Wält kä schinner Naast wie Schwänng“, ist bis heute ein Ausdruck seiner tiefen Verbundenheit zu unserer Heimat.
Ernst Meiland wurde am 11. Mai 1890 in Arnstadt geboren und besuchte das Lehrerseminar in Sondershausen. Am 1. April 1910 begann er seine Tätigkeit als Lehrer in Geschwenda, wo er bis zum 16. Oktober 1934 unterrichtete. Später kehrte er in seine Heimatstadt Arnstadt zurück, wo er zuletzt als Museumsführer im „Mon Plaisir“ tätig war.
In Geschwenda war der „Käseernst“ – so genannt wegen seiner Vorliebe für Käse – eine echte Institution. Als Lehrer, Schulleiter, Kantor, Organist, Vorsitzender des Schützenvereins, Schriftführer des Gemeinderats und als engagierter Mitarbeiter der Heimatzeitschrift Heimatglocken prägte er das kulturelle Leben des Ortes. Doch Meiland war mehr als nur ein Pädagoge: Er war ein Dorforiginal, das keine Feier ausließ und mit seinen humorvollen Anekdoten stets für gute Stimmung sorgte.
In seiner Freizeit widmete er sich dem Schreiben und setzte die Tradition der Chronisten fort, die mit Pfarrer Thürschs Aufzeichnungen im Kirchenbuch begann. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Geschichte „Katharina Anna“, die Biografie des Hans Nicol Fürneisen – einem sieben Jahre in türkischer Sklaverei gefangenen Mann – sowie Abhandlungen über Themen wie „Hexenprozesse in Geschwenda“, „Holzlesegerechtigkeit“ und „Hirt-Hut-Triftgerechtigkeit“. Seine Gedichte und Mundarttexte spiegeln das Leben und die Eigenheiten der Region in einzigartiger Weise wider.
Ernst Meiland verstarb am 10. November 1973. In seinen Aufzeichnungen über die Nachkriegszeit nach dem Ersten Weltkrieg schrieb er: „Trotzdem hat der frische, heitere Geschwendaer Menschenschlag seinen Humor, aber auch seinen Durst nicht verloren, und der Liter kreist in fröhlicher Runde.“ Besonders beeindruckend war für ihn der Rundblick vom „Weißen Stein“, den er als einen der schönsten Thüringens empfand. Obwohl Meiland nur 24 Jahre in Geschwenda lebte, liebte er sein „Schwänng“ innig – und wir denken auch heute noch gern an ihn und sein Werk zurück.
Sein Gedicht „S’gebt wull off dr weite Wält kä schinner Naast wie Schwänng“ ist ein zeitloser Ausdruck dieser Heimatliebe, die Meiland wie kaum ein anderer verkörperte. Der Rundblick vom „Weißen Stein“, der ihm einst das Herz erwärmte, lässt auch uns heute die Naturschönheiten schätzen, die unsere Region seit über 700 Jahren prägen.

Jugendbaute am Weißen Stein
(Bildquelle: „Geschwenda in Thüringen; gestern… und heute“; Geiger-Verlag, 1. Auflage 2010; S. 48)

Jugendbaute am Weißen Stein
(Bildquelle: Archiv Harald Siefert)
Meiland, Ernst
„S’gebt wull off dr weite Wält kä schinner Naast e Schwänng.
On gihst de rem a ewerall von Oanfang bes zm Äng.
Doe es ze kaalt, dart es ze warm,
doe wächst ka Boam, das Gott erbarm!Sulang dr Waald nuuch Reis’ch on Holz on Felle träht,
On offn Schneblbänkn manch fleiß’ge Häng s’ch träht,
Su lang de en de Schträwe siehst jonge Määchn zieh,
Wehl ech wull von merr Heimat, von mei’n Schwänng nech gieh.Sulang es a nuuch Kließ on Gänsebroatn gebt,
On jedn Mettwoch Obd dr Borsch sei Määchn liebt,
Sulang nuuch en dr Rihrn sieht Zutlpfann’n stiehWehel ech wull von merr Heimat, von mei’n Schwäng nech gieh.
On wänn de wedr hemmwärts kemmst on siehst dn wissn Schtän,
Us jedn Fänstr wenkt d’ch zu sue frenndlch Gruß on Klän,
Doe werd ds Aage trän’nficht, ds schwire Härz werd wedr licht,
Woes sallt ech a nur en dr Fremm? Drhemm es doch drhemm !Sulang en kaaln Boorne ds Wasser fließt on quellt,
On off‘n Obd met Littern dn schien’n Darscht me schtellt,
Sulang me nuuch geseng on a getaenz nuuch koen,
Zieht’s mech en meine Heimat on nech en ferne Boehn.Sulang de schwarze Beer wächst an dr Keefrschwaand,
Sulang es gebt Ardäpfl en Schtarflfäld. on en Saand,
Sulang de en dn Boaks siehst Weiwer schwatzend schtieh,
Wehel ech wull von merr Heimat, von mein Schwänng nech gieh!“
Textquelle: „Geschwendaer Lesebuch 1302 – 2002″, S. 17 und 18