In den Jahren 1747 bis 1751 ließ Röder das Herrenhaus im Rokokostil errichten. Zuvor erwarb Freiherr Heinrich Reinhard Günther Röder von Schwende im Jahr 1746 das Rittergut Liebenstein von der in Konkurs geratenen Familie von Witzleben.
Charakteristisch für die freiflügelige Anlage ist der 9,5m x 6,6m umfasste Festsaal mit seiner 5m hohen Stuckdecke und historische Tafelparkett.
Das historische Gebäude wurde als Wohnhaus, Jagdschloss und als Rent-/Justizamt genutzt.
Heute wird das Objekt als Arbeitsraum für den Bürgermeister, von unterschiedlichen Verein Liebensteins und als Heimatmuseum genutzt.
Geschichtliches
Das Röderschlösschen wurde um 1750 als dreiflügeliges Herrenhaus errichtet.
Es diente dem Freiherrn von Röder als Wohnsitz. Er nutzte das Schlösschen jedoch gerade einmal nur ein Jahr.
1850 gelangte das Röderschlösschen in den Besitz des Herzogtums Sachsen-Gotha und diente u.a. als herzogliches Hauptquartier.
Später wurde es auch von verschiedenen Ämtern sowie als Justizamt und Gefängnis genutzt. Letzteres wurde anno 1920 wieder aufgelöst.
Nachdem der zweite Weltkrieg beendet war, übernahm die Gemeinde Liebenstein das Denkmal und nutzte es überwiegend als Gemeindesitz und Heimatmuseum, aber auch für Wohnungen, Gewerbe und als Bücherei. , , Bücherei und Versammlungsräumlichkeit.
Nach der Sanierung soll das Röderschlösschen seinen Bürgerinnen und Bürgern und Vereinen als Bürgerhaus zur Verfügung stehen. Weiterhin geplant ist, in diesen Räumlichkeiten auch wieder das Ortschaftsbüro, Heimatmuseum und die Bücherei unterzubringen. Des Weiteren soll es auch als Mehrgenerationenhaus, demzufolge als Seniorenclub und als Jugendtreff dienen.
Die Familie von Röder besaß das Gut (heutiger Gutshof in Geschwenda) von 1740 bis 1760. Betrachtet man die Geschichte aller Gutsherren unseres Ortes, so ragt Heinrich Reinhard Günther Freiherr von Röder als die wohl schillerndste, aber auch umstrittenste Persönlichkeit hervor. Sein Leben ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Mensch kometenhaft aufsteigen und am Ende tief fallen kann. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Weltmann mit seinen weitreichenden internationalen Verbindungen sich ausgerechnet nach dem kleinen Bergdorf Geschwenda als „Röder von Schwende“ benannte.
Herkunft und Aufstieg
Heinrich Reinhard Günther von Röder wurde am 5. März 1697 in Gutenberg bei Halle an der Saale geboren. Seinen Vater, einen vielreisenden Offizier, sah er nur selten. Daher verbrachte er seine Kindheit vorwiegend in Geschwenda bei seinen Großeltern von Lichtenberg. Die Liebe zu seiner Wahlheimat Thüringen und der Jugendtraum, ein eigenes Gut mit Kirche zu besitzen, führten später zur Annahme des Namenszusatzes „Röder von Schwende“.
Seine Karriere am württembergischen Hof verlief steil: Vom Kammerpagen avancierte er zum Hofjunker, Obervogt, Geheimen Rat, Oberburggrafen, Oberschenk und Erboberstallmeister. Als Obervogt von Tuttlingen war er zudem Oberzahlmeister. Der plötzliche Tod seines Förderers Herzog Carl Alexander im Jahr 1737 änderte die politische Lage. Dessen minderjähriger Nachfolger Carl Eugen stand unter Vormundschaft, doch die eigentliche Macht lag bei den Geheimräten – einer von ihnen war Röder.
Investitionen in Thüringen
Ab 1740 verlagerte Röder seinen Fokus auf Thüringen, seine „wahre Heimat“. Während viele Adelsfamilien dort verarmten, kaufte er gezielt Güter auf:
- 23. April 1740: Gut Geschwenda
- 1746: Liebenstein, Frankenhain und Rippersroda
- 1748: Molsdorf von Graf Gustav Adolf von Gatter, der für seinen verschwenderischen Lebensstil bekannt war
Dem Kauf von Molsdorf ging eine tragische Episode voraus. Der hochverschuldete Graf Gatter schickte einen Boten zu Baron von Münchhausen, um Röders Kaufinteresse zu bekunden. Der Junge überlebte den strapaziösen Marsch nicht und starb auf dem Rückweg an einer Lungenblutung vor den Toren Molsdorfs.
Röder besaß zu dieser Zeit prächtige Häuser in Stuttgart und Göppingen sowie Anteile am elterlichen Gut in Dörnfeld an der Heide. Seine exzellenten Kontakte reichten bis zum mächtigen Minister Brühl in Sachsen und zum preußischen Hof Friedrichs des Großen.
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Röder als Wohltäter von Geschwenda
In Geschwenda genoss Röder zunächst hohes Ansehen. Sein Porträt in der Kirche wird von einer Lobeshymne gerahmt: „Ehre, Schwende, Deinen Röder, küsse seine milde Hand, welche diesem Gotteshause so viel Gnade zugewandt.“
Er ließ die Schule neu errichten, stiftete Abendmahlsgeräte und initiierte den aufwendigen Neubau der Kirche. Die Grundsteinlegung erfolgte 1741 nach Plänen des Baumeisters Krohne. Doch wiederholte Probleme verzögerten die Fertigstellung: Der Westturm musste wegen einer Grundstücksstreitigkeit abgerissen werden. Der neue Ostturm stürzte 1743 ein und musste neu errichtet werden.
Noch 1750 hatte die Kirche nur ein Strohdach, wodurch Wasser eindrang. Erst 1751 wurde der Bau vollendet, nachdem die Gipsdecke über der Orgel eingestürzt war.
Die Finanzierung war fragwürdig: Röder nutzte nicht nur sein eigenes Vermögen, sondern auch die kirchlichen und kommunalen Gelder.
Das zweite Gesicht des Röder von Schwende – Der Fall „Jud Süß“
Joseph Süß Oppenheimer, Finanzberater des Herzogs Carl Alexander, entlarvte finanzielle Missstände am Hofe und wurde daher zur Zielscheibe einflussreicher Gegner. Nach dem Tod des Herzogs verlor er seinen Schutzbrief und wurde verhaftet – ironischerweise durch seinen einstigen Freund Röder selbst.
Im Verhör beschrieb Oppenheimer Röder als Verräter: „Dann kommt ihm Röder in den Sinn, ein ‚Achselträger‘, der von allen Finanzprojekten wusste. Röder und seine Frau hatten ihm ihre Freundschaft auf die Seele geschworen, ihn geküsst und in die Lippe gebissen.“
Süß Oppenheimer wurde 1738 in einem Geheimverfahren ohne Verteidigung zum Tode verurteilt und 1738 in Stuttgart an einem 12 Meter hohen Galgen gehenkt. Sein Leichnam blieb bis 1744 zur Abschreckung hängen. Der Fall war ein Paradebeispiel antisemitischer Justizwillkür.
Röders Niedergang
1751 kehrte Röder nach Thüringen zurück, vermutlich aus dem Staatsdienst entlassen wegen Korruption. Er zog sich auf Schloss Molsdorf zurück, fand dort aber keine Ruhe. Die Schatten seiner Vergangenheit verfolgten ihn.
1756 erkrankte er schwer und verstarb am 13. August. Sein Tod war wenig glanzvoll: „… nachdem er in Arnstadt etliche Wochen krank gelegen, wurde er am 17. August um 1 Uhr nachts in der Kirche beigesetzt. Die Leichenpredigt fand nicht statt, da nicht sonderlich viel gezahlt wurde. Überhaupt gings bei der ganzen Leiche pauvre (arm) zu…“
(Kirchenbuch Molsdorf, Beerdigungen 1756, Nr. 6)
Ein Mann, der einst zu den Mächtigsten gehörte, starb verarmt und vergessen – ein tragischer Abschluss eines schillernden, aber widersprüchlichen Lebens.