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Ranger-Tour „Waldgenuss“ – Rundwanderung Lütsche-Stausee“ in Frankenhain im Thüringer Wald

von Alexandra

Am 14. Juli 2021 lud das UNESCO Biosphärenreservat Thüringer Wald zu einer Ranger-Tour an den Lüstsche-Stausee nach Frankenhain in die Gemeinde Geratal ein.

Die Verwaltung des Biosphärenreservates Thüringer Wald organisiert mehrmals wöchentlich verschiedene geführte Wanderungen. Genaue Informationen zu Treffpunkt und Terminen gibt es im monatlich erscheinenden Veranstaltungskalender des BR-Reservates und auf der Website des BR unter www.biosphaerenreservat-thueringerwald.de.

Nach dem Motto „Mit den Rangern unterwegs“ hieß es, die Besonderheiten und Interessantes rund um den Lütsche-Stausee zu erleben und die Einmaligkeiten des Biosphärenreservats kennen zu lernen.

Ranger Bernd Wilhelm empfing um 10:00 Uhr seine Gäste an der Rezeption des Campingplatzes am Lütsche-Stausee in Frankenhain. Auf dem etwa 7 km langen Weg rund um die Lütsche-Talsperre erfuhren die Wanderfreunde Interessantes über die Flora und die Fauna. An der Spezial-Tour „Waldgenuss“ nahmen Wanderer aus Waltershausen, Ilmenau, Geraberg und Gräfenroda (Landgemeinde Geratal) teil. Sogar aus Leipzig kam eine Dame angereist. Sie hatte in einem Bioladen auf der Durchreise von den Ranger-Touren erfahren und wollte den „Waldgenuss“ miterleben.

Los ging es bei etwa 17° C von der Rezeption des Campingplatzes aus rechts Richtung Staumauer, von welcher aus man einen herrlichen Blick über den Stausee in die wunderschöne Landschaft erhaschen kann. Weiter ging es zum Forstarbeiter-Denkmal unterhalb der Staumauer. Der Ranger erklärte, dass uns das Rauschen des Flusses fast die ganze Tour entlang begleiten wird und machte sich mit uns Richtung Lütschegrund auf, in dem einst das kleine Lütschedorf* lag. Unterwegs erklärte Herr Wilhelm viel über die hiesige Flora und Fauna. Neben dem Fingerhut und diversen Kräutern, wie z. B. dem Johanniskraut, veranschaulichte er uns, was es mit dem Borkenkäfer auf sich hat. „Ein gesunder Baum kann in etwa 200 bis 300 Käfer verkraften. Da die Bäume jedoch teilweise durch die Trockenheit der letzten Jahre sehr geschwächt sind, reichen heutzutage schon 100 Käfer aus, um den Baum so zu schädigen, dass er abstirbt. Die Käfer nisten sich unter der Rinde ein und legen dort ihre kleinen Eier ab. Dadurch löst sich die Rinde vom Baum und dann ist es eigentlich schon zu spät.“, so Bernd Wilhelm. Vom ThüringenForst wurden großflächig Borkenkäfer-Fallen aufgestellt, um die Käferplage einzudämmen. „Pro Falle wurden letztens etwa 250.000 Käfer gezählt.“, erklärt Wilhelm weiter.

Auf den Weg ins „Lütschedorf“ verzehrten wir Walderdbeeren und Heidelbeeren. Dort angekommen, machten wir eine kurze Rast unter der Waldschenke. Nach der kleinen Verschnaufpause ging die Ranger-Tour weiter durch das Ensebachstal Richtung „Borzelborn“**. Auf den an den Weg angrenzenden Feucht- und Nasswiesen befand sich ein weißes Meer aus Mädesüß, welches der Ranger pflückte und jedem einen federbuschartigen Blütenstengel reichte. Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse und duftet demzufolge sehr angenehm süßlich. Vorbeikommend am „Fallborn“*** (unterhalb der Straße Richtung „Lütsche-Stausee“ erreichten wir nach einem leichten Anstieg den „Borzelborn“.

An den dort aufgestellten Informationstafeln kann der Interessierte einiges über den Brunnen mit seinem Quellwasser erfahren. Das Quellwasser ist trinkbar und zieht Menschen aus Nah und Fern an, um sich (teilweise literweise) mit dem erfrischenden Tropfen zu versorgen. Vom Borzelborn aus schlugen wir den Weg gerade aus Richtung Ensebachsteiche ein. Der Ranger erklärte uns, wie man den „Blutwurz“ und den „Bärwurz“ erkennt und wie man aus beiden Schnäpse ansetzen kann, die nicht nur „sehr lecker, sondern obendrein auch noch sehr gesund“ seien.

Ab Höhe des „Unteren Ensebachsteich“ links neben dem Wanderweg blitze uns eine Vielzahl von Pfifferlingen, Perl- und Steinpilzen entgegen. Mancher von uns hatte am Ende der Tour seinen Rucksack voll und für abends eine leckere Pilzmahlzeit.

Am „Oberen Ensebachsteich“ führte uns der Weg links von diesem. Über einen kleinen Steg kommend ging es rechter Hand weiter. Eine kleine Waldhütte mit Waldschenke lud zu einer weiteren kleinen Rast ein. Die dort aufgestellten Borkenkäfer-Fallen zogen Aufmerksamkeit auf sich. Der Ranger und einige Interessierte inspizierten diese aus der Nähe. Nach der kleinen Verschnaufpause ging es dann zwei Mal nach links Richtung „Dörrkopf“; von hier aus weiter rechter Hand; an der nächsten Waldwege-Kreuzung noch einmal gerade aus. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichten wir den „Lütsche-Stausee“ auf Höhe des Steinbruches. Am etwa 200 m entfernten Parkplatz verabschiedete sich Ranger Bernd Wilhelm von uns. Wir bedankten uns für den äußerst interessanten und aufschlussreichen „Waldgenuss“ durch die idyllische Landschaft des Thüringer Waldes und freuen uns jetzt schon auf viele weitere Ranger-Touren durch das Biosphärenreservat Thüringer Wald.

* Um das verschwundene Dorf im idyllischen Lütschegrund ranken sich noch heute viele Legenden, die auch in mehreren Romanen und Erzählungen festgehalten sind. Die kleine Siedlung, erstmals 1387 urkundlich erwähnt, bestand aus nur neun Häusern, in denen etwa 120 Menschen auf engstem Raum lebten. Das Dorf war eng mit der Mühlsteinproduktion in der Region verbunden. Auf Weisung von Herzog Ernst II. von Sachsen Coburg Gotha wurde das Dorf „Lütsche“ in den Jahren von 1859 bis 1865 geschliffen. Die Bewohner mussten sich mit dem Wenigen, was Ihnen blieb, ein neues Zuhause suchen.

** Der „Borzelborn“ befindet sich ca. 2 km südwestlich vom Ortskern der Ortschaft Frankenhain und ca. 1 km von der Lütsche-Talsperre entfernt. Nachdem in vergangener Zeit die Straße zur Lütsche-Talsperre erbaut war, floss das Wasser unkontrolliert über die Straße. Herr Dr. Alfred Berliner, der von 1920 bis 1930 mehrfach mit seiner Familie in Frankenhain als „Sommerfrischler“ weilte, wollte diesen Landschaftsteil aufwerten und seinem Urlaubsort ein Geschenk machen. Nach seinen Planungen und auf seine Kosten wurde ein Brunnen errichtet.
Dort, wo heute die Bezeichnung „Borzel-Born“ eingemeißelt ist, stand ursprünglich die Inschrift „Dr. Alfred Berliner-Brunnen“. Herr Dr. Alfred Berliner war ein jüdischer Intellektueller. Aus diesem Grund wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten der Namenszug entfernt und der Brunnen in „Borzel-Born“ umbenannt.

*** Die ganzjährig mit Moos bewachsenen Felsen, an denen das Wasser ins Tal hinab rinnt, sind zu jeder Zeit sehenswert. Ein besonders schönes Bild bietet sich im Winter, wenn sich der Wasserfall voller Eiszapfen präsentiert.

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