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„Liederkranz Geraberg“ – Unsere Chorreise ins Altmühltal

von Alexandra

Wären im Jahreswetterplan die Schönwetterphasen vorgegeben, so ließen sich die Reisen zum Besten planen – andererseits wäre dann auch kaum ein Bus zu haben. So planten wir Senioren des „Geraberger Liederkranzes“ in den Sommer hinein, so wie es kommt, und landeten prompt im bisher dicksten mitteleuropäischen Regenpaket so kurz nach der süddeutschen Hochwasserflut, und wir ahnten für uns Schlimmes. Dennoch gab es für uns zwischen den durchziehenden Regentiefs auch immer wieder jede Menge Sonnenstrahlen, gut gestaffelt und verteilt auf die Busfahrten und das touristische Ausschwärmen. Und da es uns an Sommerwärme überhaupt nicht fehlte, wurde uns somit eine sehr schöne Sommerausfahrt mit „Leipold-Reisen“ aus Veilsdorf vom 27. bis 30.Juni fast ohne Makel beschert.

Wir ließen uns im Geratal grüppchenweise einsammeln und erreichten Nürnberg kurz vor dem Mittag. Dreieinhalb Stunden Altstadtrundgang „auf eigene Faust“ waren angesagt mit gut vorbereiteten Plänen für die bevorzugt mittelalterlichen Nürnberger Schmankerln, wie Burg, Hauptmarkt, Dürerhaus und so einige Brunnen. Christine brachte vom „Schönen Brunnen“ am Hauptmarkt die herzerweichende Liebesgeschichte vom eingeschmiedeten rätselhaften Goldring mit. Beinahe wäre es vor der Weiterfahrt wegen Baustellen, Regenwetter und Falschorientierung zu 10 % Passagierschwund gekommen. Dank Handykommunikation konnten wir ihn aber vermeiden. Von Nürnberg waren wir eine Stunde später in unserem Hotel in Kinding-Enkering an der A 9 in der Nähe der Altmühl und somit im Südwestbereich des fränkischen Jura. Im schönen Hotel richteten wir uns nach unserer vertrauten Art gut und abendlich gesellig ein.

Der zweite Tag sollte dem oberen Altmühlbereich gewidmet sein, und zwar mit einer außergewöhnlichen Reiseleiterin. Sie erzählte uns druckreif von der Geologie der Region, von den Sedimentablagerungen im Zechsteinmeer in der Jurazeit (150 bis 200 Millionen Jahre zurück), von den kargen Lebensbedingungen bis ins vorige Jahrhundert, von den Wirren und Kämpfen im 30-jährigen Krieg bis zur touristischen Erschließung in der heutigen Zeit. Man konnte ihr sehr gut zuhören.

Im ersten Halt wurde die alte Römerstadt Weißenburg angefahren. Was für ein hübsches spätmittelalterliches  Städtchen! Es hat ca. 20 000 Einwohner, ein gotisches Rathaus, eine erhaltene Stadtmauer und das Ellinger Tor als besonderes Schmuckstück. Geprägt ist sie evangelisch und feierte wie ganz Bayern an diesem Tag den Abiturabschluß. Man sah sie überall in der Stadt, die herausgeputzten jungen Leute, jeder mit einer langstieligen weißen Rose in der Hand. Wir durften fast drei Stunden in dieser reizenden Stadt verweilen und uns umsehen und restaurieren.

Der Ort Pappenheim mit der Burg Pappenheim und einer Weidenkirche auf dem Acker war unser nächstes Ausflugsziel. Die Marschälle von Pappenheim spielten im 30-jährigen Krieg auf Seiten der Kaiserlichen eine große Rolle. Junge Pappenheimer errichteten in der heutigen Zeit auf einer Wiese ein eisernes Rohrgestell, und an der Rohren pflanzten und banden sie Weidenruten, so dass ein offenes Gebilde in kirchenähnlicher Gestalt entstand. Dieser Ort gab uns Gelegenheit zur Rast, zum Kuchen essen und zum Chorgesang in der freien Natur.

Weiter fuhren wir nach Eichstätt, der großen Kreisstadt in Oberbayern an der Altmühl mit ca. 14 000 Einwohnern. Sie ist eine imposante Barockstadt, mit Dom und der innen sehr prächtigen Schutzengelkirche. An ihrer katholischen Universität sind ca. 4000 Studenten eingeschrieben. In Eichstätt herrschte früher ein Fürstbischof, und auch heute noch ist die Stadt ein Bischofsitz und katholisch geprägt. Das Hotel hatte uns am späten Nachmittag wieder. Und abends erklangen in geselliger Runde fröhliche Lieder, auch solche von der Waterkant.

Der dritte Tag gehörte dem unteren Altmühltal. Wir fuhren über Riedenburg nach Südosten, um bei Kelheim an der Donau, dort wo die Altmühl in die Donau fließt, den Luxusdampfer „Kelheim“ zu besteigen. In einer knappen Stunde fuhr uns das Schiff flussaufwärts durch den spektakulären Donaudurchbruch bis zum Kloster Weltenburg. Die Donau wusch sich hier auf dieser Wegstrecke aus den Felsformationen der unteren Fränkischen Alb einen sehr engen und schroffen neuen Weg frei, nachdem sie vorher im Urstrom durch das untere Altmühltal geflossen war. Im großen und menschengefülltem Klosterhof kehrten wir vier Minuten nach 12 Uhr ein, rechtzeitig für kühles Klosterbier aus der eigenen Brauerei, aber leider zu spät für die Weißwurstmahlzeit. Aber die 25 Kellner trugen viele andere Speisen hin und her und so auch zu uns. Hoch über der Stadt Riedenburg thront die Burg Rosenberg auf einem Felsvorsprung. Dort fuhren wir hinauf, denn im Burghof startete um 15 Uhr mit großer und voll besetzter Bühne die große Show mit den Greifvögeln. Vom kleinen Wanderfalken über die Adler bis zu den großen Bartgeiern mit fast 3 Meter Flügelspanne schwirrte es nur so über unseren Köpfen – hin und her und meistens im Schreck einflößenden Tiefflug. Was für ein Spektakel!

Am schattigen Busparkplatz nahmen wir dann alle Haltung an, es wurde ein Ständchen gesungen für einen 61-jährigen Hochzeitstag, unsere Ehrendirigentin Brigitte Roth führte unseren Gesang, und mit Sekt wurde dann auch angestoßen.

Heimfahrt und Abendessen. Auf großer Leinwand rollte dann ab 21 Uhr der Europameisterschaftsfußball und schlug zweimal bei Dänemark ein – gerade so, wie gewünscht. Und damit konnten wir auch ruhig schlafen. Aber es gab im Nebenraum auch die verkleinerte Runde der Singenden und Plaudernden und Trinkenden.

Der vierte und letzte Tag begann mit Frühstück und Ständchensingen für einen 77-jährigen Tenor, bevor die Fahrt nach Regensburg startete. Zweieinhalb Stunden für die mittelalterliche Altstadt auf eigene Faust reichten für alle, ähnlich wie auf der Hinfahrt in Nürnberg. Sogar Videosequenzen von den Regensburger Domspatzen wurden in den Bus mitgebracht. Und, wie abgesprochen, setzte der Regen gerade wieder zur Busabfahrt ein, und so kamen wir zufrieden und trocken davon. Im Geratal zur Abendbrotszeit wurde wieder entladen, gedankt, gewinkt und die Abschiedstränen verdrückt.

Dr. K. Bödrich vom Bass

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