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VEB Glaswerk Gräfenroda – Historie

von Alexandra

Das Glaswerk Gräfenroda, oft als „die Hütte“ bezeichnet, ist ein bedeutender Teil der Industriegeschichte Thüringens. Gegründet 1870, entwickelte es sich zum größten Arbeitgeber der Region. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Werk 1946 verstaatlicht und 1949 in Volkseigentum überführt. Es spezialisierte sich auf die Produktion von technischem Glas, das in der Medizin, Chemie und Optik Verwendung fand. Die Arbeit war hart, aber gut bezahlt, und die Belegschaft setzte sich aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen.

In den 1980er Jahren erweiterte das Werk seine Produktion um den Werkstoff „Ilmavit“, der in Ilmenau entwickelt wurde. Trotz dieser Innovationen kam es nach der Wende zur Schließung, und das Werk wurde 1995 abgerissen, um Platz für ein Gewerbegebiet und ein neues Feuerwehrgerätehaus zu schaffen. Die Erinnerungen an das Werk und seine Bedeutung für die Region leben jedoch in den Geschichten der ehemaligen Mitarbeiter weiter.

Bildquelle: Karl-Heinz Fischer; „Gräfenroda – Geschichte und Geschichten 1945-1990“; Eigenverlag, Dezember 2023

Ausschnitt Briefkopf mit grafischer Darstellung des Hüttenkomplexes, 1921
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Grafische Darstellung der Glashütte, Jahr: Unbekannt
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Blick vom Wolfstal auf die Wilhelmshütte, 1925
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Das Glaswerk um 1954
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Der Mittelbau um 1980
Foto: Gerhard Schmermer, Gräfenroda

Abriss der Schornsteine, Jahr: 1995
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Ein Grund zum Anstoßen für die Abrissarbeiter, 1995
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Abbrucharbeiten, 1995
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Episode aus der Vergangenheit

Eine bekannte Anekdote handelt von Erich Siegel, dem „Bimmel-Erich“, der vor dem 1. Mai im Auftrag des Parteisekretärs des Werks eine rote Fahne auf dem höchsten Schornstein hissen sollte. Er machte sich, mit der Fahne um die Schulter, mutig an den Aufstieg und überraschte die Anwesenden mit einem kühnen Schulterstand auf der Schornsteinspitze.

Während Erich mit geübter Hand und einer ordentlichen Portion Mut seine Einlage vollführte, standen seine Auftraggeber entsetzt unten und sahen zu. Sie fürchteten wohl um sein Leben, während Erich die ganze Situation mit seiner typischen Kaltschnäuzigkeit meisterte. Nachdem er sicher wieder unten angekommen war, erwarteten ihn statt Applaus eine saftige Standpauke und ein paar Ohrfeigen. Dennoch zollten ihm die Verantwortlichen sicher insgeheim Respekt für diese tollkühne Aktion.

Die rote Fahne, die er oben befestigt hatte, war noch lange Zeit auf dem Schornstein zu sehen, bis Wind und Wetter die letzten Überreste davon verwehten.

Bimmel-Erich, der später in einer Fabrik arbeitete und für seine humorvollen Vorträge bekannt war, verstarb 1981. Seine Persönlichkeit und die waghalsige Aktion bleiben den Menschen in der Region jedoch unvergessen.

Text- und Bildquelle: Karl-Heinz Fischer; „Gräfenroda – Geschichte und Geschichten 1945-1990“; Eigenverlag, Dezember 2023

Bildquelle:
Hubert Beyer; Heft: 14-2020
Gräfenroda Beiträge zur Heimatgeschichte | „Zur Geschichte der Glashütte / des Glaswerkes Gräfenroda“

** Bildquelle:
Archiv: Harald Siefert, Gräfenroda

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