Ursprünglich war der Friedhof der Gemeinde Frankenhain auf dem Kirchhof. Später wurde der Friedhof in Richtung Kirchberg erweitert. Hierzu wurden Terrassenreihen angelegt. Heute kann man in dem Ensemble des Hochwaldes dort noch Grabeinfassungen erkennen.
Die Bevölkerung der Gemeinde Frankenhain wuchs von 1830 bis 1910 erheblich, so dass die Fläche am alten Friedhof nicht mehr ausreichte.
Die damals sehr wohlhabende Kirchengemeinde Frankenhain, die über große Waldflächen am Eisenberg und weitere Wiesen- und Ackerflächen verfügte, sowie gemeinsam mit der Gemeinde Frankenhain eine Pechhütte betrieb, beschloss auf dem kirchengemeindeeigenen Grundstück „Auf der Heide“ einen neuen Friedhof anzulegen.
Die exponierte Lage auf dem rechten Kopf des Einschnittes des Rumpelsbaches in das Muschelkalkplateau war prädestiniert für das Anlegen des Friedhofes. Ein imposantes und außergewöhnliches Friedhofsgebäude mit Trauerhalle und Nebengebäude wurde im Stil des Historismus, durch Aufgreifen und Verwenden vorangegangener Stile, gebaut. Aus der Ferne betrachtet mutet die Friedhofskapelle wie eine Kirche an. Sie ist es jedoch nicht wie bei Kirchen üblich, geostet, das heißt, die Hauptachse des Gebäudes mit Ausrichtung des Altars und des Chores einer Kirche in Richtung Osten. Dies ist bei der Friedhofskapelle nicht der Fall. Die Achsialausrichtung des Gebäudes wurde bewusst in Nord-Süd-Richtung angelegt. Die Eingänge zu dem Gebäude sind in West-Ost-Richtung ausgerichtet. Der Eingang an der Westseite weist einen schweren zweiflügeligen bogenförmigen mit oberen zierverglasten lichtausgestatteten Eingangsbereich im romanischen Stil aus. Der Eingang im Osten ist mit einer imposanten wuchtigen Freitreppe im klassizistischen Stil, an deren oberen Plateau sich vier freistehende Säulen mit Dorischem Kapitell (Säulenknauf) befinden, versehen. Diese tragen eine klassizistische Überdachung des Vorbereiches, an dessen Portal ein Relief, welches das Auge der Vorsehung, auch Gottesauge genannt, zeigt. Dargestellt wird es von einem mit Strahlenkreuz umgebenen Auge, das von einem Dreieck umschlossen ist, welches auf die Dreifaltigkeit verweist.
Das Gebäude selbst ist im spätbarocken Stil mit konkaven, geschwungenen Fassaden gebaut worden. Klassizistisch wurde ein zentraler Kuppelbau ausgeführt, welcher mit einer Welsche Haube im barocken Stil versehen ist. Den Kuppelbau und die Haube, die mit Kupferblech bedeckt sind, ziert ein kupferner Turmknopf als Turmkugel ausgeführt mit einem sehr großen und weithin sichtbaren Kreuz in Ost-West-Ausrichtung. An der Nordseite befinden sich drei romanische Rundbogenfenster, mit sehr filigranen Bleiglasmalereien, welche im Stil der Renaissance ausgeführt sind. Die Malereien stellen Kämpfer dar, die durch Säulen getragen werden.
Die Friedhofskapelle ist von Osten und Norden her weithin sichtbar und prägt unseren Ort.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Friedhofskapelle durch die evangelische Kirchengemeinde Frankenhain sehr umfangreich und detailgetreu saniert. Die über viele Jahrzehnte hin nicht mehr genutzte imposante Freitreppe konnte wieder ihrer ursprünglichen Funktion zugeführt werden. Ergänzt wurde diese durch ein stilistisch angepasstes Geländer. Das Umfeld der Friedhofskapelle wurde freigeschnitten und liebevoll bepflanzt.
Hans-Georg Fischer
Ortschaftsbürgermeister Frankenhain
Auszug aus der Kirchenchronik
„übersetzt“ von Wolfram Rink:
Jahr 1912, Kirchenchronik S. 146
Nachdem sich je länger je mehr gezeigt, dass unser schöner, am Hang des Kirchbergs gelegener Terrassen-Friedhof weder erweitert noch in seinen älteren Teilen wiederbenutzt werden kann, erwarb in diesem Jahr die Kirche für den Preis von rund 5380 Mark im sogenannten Böttners-Garten auf der Haide ein 40 Ar großes Wiesengrundstück und ließ es auf ihre Kosten zu einem neuen Friedhof herrichten. Dieser wurde am 16. Dezember 1912 bei der Beerdigung von Frau Dorothea Linz, Christoph Linz‘ Witwe, der ältesten Frau des Ortes, in Gegenwart vieler Einwohner feierlich seiner Bestimmung gewidmet. Auf ihm soll auf einen alten Wunsche der Gemeinde gemäß schon im Jahre 1913 eine Leichenhalle mit Friedhofskapelle erbaut werden. Herzoglichem Staatsministerium sei Dank, dass es die Mittel hierzu aus dem Kirchenvermögen gnädigst zur Verfügung gestellt hat. Auch die obersten, oberhalb der Birken gelegenen vier Terrassen des bisherigen Friedhofs sind nunmehr in förmlichem Abtretungsverfahren als Eigentum der Kirche erklärt worden.
Jahr 1913, Kirchenchronik S. 149
Im Herbste des Jahres war unsere schöne Friedhofskapelle nahezu vollendet. Sie harret nur noch der Ausmalung und Ausstattung des Inneren. Der Plan ist vom Herzöglichen Bezirksbauinspektor Dr. Heihs entworfen, dem auch die Bauleitung übertragen war. Die Bau-Aufsicht führte Straßenmeister Pfeiffer aus Stutzhaus, Hofmaurermeister Louis Kiesewetter, Tünchermeister Franz Schlundt, Zimmermann Karl Greßler, Klempner August Langenhan, Schreiner Franz Fischer, Dachdecker Gebrüder Linz, Schlosser Max Riem von hier, Zimmermeister Paul Wenig aus Ohrdruf, Schlosser Fetzer ebendaher, Glasmaler Albert Hartung aus Naumburg führten die Arbeiten ihres Faches aus. –
Jahr 1914, Kirchenchronik S. 152
Im Frühjahr 1914 erhielt unser neuer Friedhof auf der Haide schöne gärtnerische Anlagen mit vieler Bepflanzung. Die Kapelle, die er umgibt, erfüllt nicht nur ihren Zweck aufs vollkommenste, sondern verschönert auch das Landschaftsbild unserer Umgebung in ungeahntem Maße. Die innere Ausschmückung und Ausstattung, deren sie nach dem Vermerk in der Vorjahreschronik noch harrte, mußte infolge des Kriegsausbruches aufgeschoben werden. –
Leider werden die Aufzeichnungen in der Chronik ab 1915 zunächst nicht weitergeführt und beginnen erst wieder ab 1932 – zunächst mit Ausführungen zu den Ortspfarrern.