In und um Gräfenroda gab es einst Wölfe, Bären und Luchse. Somit hatten die Förster der damaligen Zeit eine weitaus gefährlichere Arbeit zu vollbringen.
Von zwei Abschüssen solcher Wildtiere zeugen Gedenksteine, die an den jeweiligen Förster erinnern. Zum einen wäre der Luchsstein bei Oberhof zu nennen und zum anderen der Bärenstein auf dem Waldsberg in Gräfenroda.
„Der Bärenstein auf dem Waldsberg hat folgende Entstehungsgeschichte: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte in Gräfenroda der Gräflich Schwarzburgische Förster Hans Balthasar Harras. Er hatte viele Kämpfe mit wilden Tieren auszufechten, denn damals hausten noch Bären, Wölfe, Luchse und Wildschweine in unseren Wäldern; aber einen Bären zu erlegen, war ihm noch nicht gelungen. Einem solchen aber war er auf dem Waldsberge auf der Spur, ohne daß es ihm trotz aller Bemühungen möglich gewesen wäre, ihn vor die Büchse zu bringen.
Mit seinem Kollegen, dem Herzoglichen Gothaischen Förster Cyriax Weitz in Gräfenroda, durchstreifte er oft den Bergwald, aber der Bär wußte sich stets im undurchdringlichen Dickicht in Sicherheit zu bringen.
Endlich am 14. August 1671 sichtete Harras, der in Begleitung seines 15jährigen Sohnes, der bereits die Büchse handhaben konnte, wieder auf der Bärenjagd war, den längst verfolgten Bären. Harras, der Vater, legte an, der Schuß krachte, das Tier rollte zu Boden. Doch nur einen Augenblick blieb es liegen. Sogleich erhob es sich wieder und stürzte sich mit gewaltigem Brummen auf den Jäger. Peter, der Sohn, aber legte rasch an und traf den Bären tödlich.
An der Stelle, wo das Tier zusammenbrach, wurde der „Bärenstein“ gesetzt mit der Inschrift:
H. B. H. mors ursi
14.8.1671
(Hans Balthasar Harras, Tod des Bären)
am 14. Aug. 1671
Harras starb am 8. März 1696 in einem Alter von 84 Jahren weniger einen Tag. Der Bär, den er erlegte, war aber wohl nicht der letzte in unserer Gegend. Am 1. August 1693 glaubte der Dörrberger Förster Andreas Gundermann einen Bären zu verspüren. Er schoß und traf Nikolaus Völlner. Darüber meldet das Kirchenbuch: „1693, den 1. August ist frühmorgens Valentin Völlner, ein Köhler mit seinen 3 Söhnen in den Wald gegangen, ihre Kohl Arbeit zu verrichten, es geht aber der älteste Sohn Nicol von der Arbeit ab den Abend gegen 7 Uhren eine andere Kohlstette zu besichtigen, und allda zu arbeiten, an solchen Ort haben viel Hingbeer gestanden, deren er abgerißen und gegeßen. Es kommt aber der Fürstliche Forstbediente Andreas Gundermann auch nicht weit von dießem Ort, wo der Nicol gestanden. Der Jäger wird gewahr, daß sich etwas in dem Beer Reißig regt, und denkt es müßte etwa ein Bär vorhanden seyn, und schießt auf ihn loß, und trifft den Nicol durch den Kopf, daß alsobald todt zu Erden gesunken, seines Alters 33 Jahr und 25 Wochen, ist den 3. Tag alhier begraben worden“.“
Quelle: „Heimat-Glocken“, Jahrgang 1928, Nr. 33