Mein Projektthema ist der Bahnhof Dörrberg in Gräfenroda. Ziel meiner Arbeit ist es, die historische Entwicklung dieses Bahnhofs zu beleuchten.
Till Frühauf (Schulprojekt „Digitales Geratal“; 2024/2025)
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Bau der Bahnlinie
Bereits 1881 begannen die Vorbereitungen für den Bau der Bahnstrecke. Schon beim Vermessen und Abstecken der Route traten erste Schwierigkeiten und Konflikte mit Fuhrleuten auf. Dennoch standen die Gräfenrodaer der neuen Verkehrstechnik aufgeschlossen gegenüber.
Der Gemeindevorstand stimmte dem Bau eines Bahnhofs auf Gräfenrodaer Boden jedoch nicht zu, sodass der Standort ins benachbarte Liebenstein verlegt wurde. Die bestehende Bahnstrecke von Arnstadt nach Ilmenau sollte nun von Plaue aus weitergeführt werden. Die Eisenbahndirektion Magdeburg errichtete die Strecke zwischen Erfurt und Ritschenhausen von 1881 bis 1884, um die Industrialisierung der Region voranzutreiben. Der offizielle Baubeginn war am 31. Juli 1882.
Die Einfahrt nach Gräfenroda stellte kein Problem dar, doch ab dort stieg das Gelände deutlich an. Der steilste Abschnitt befand sich zwischen dem Beginn von Gräfenroda und dem Ende von Dörrberg. Daher wurde die Bahnstation schließlich auf der Gräfenrodaer Ebene errichtet, obwohl der ursprünglich geplante Bauplatz am Felsenkeller bereits gerodet war.
Tunnelbau
Die Bauarbeiten fanden nicht nur entlang der Strecke und an den Bahnhöfen statt; an besonders schwierigen Abschnitten mussten auch Tunnel errichtet werden. Die engste Stelle des Geratals, genannt der „Zwang“, erforderte zwingend einen Tunnel, um die Strecke fortsetzen zu können. Doch damit nicht genug: Anschließend stieß man auf die Brandleite, deren Höhe den Bau eines 3 Kilometer langen Tunnels erforderte. Für diese anspruchsvolle Aufgabe wurden Tunnelbauspezialisten aus Italien hinzugezogen. Rund 1.500 Arbeiter, darunter etwa 100 Italiener, nahmen an den Arbeiten teil.
Der Tunnelbau war für viele Gräfenrodaer eine technische Revolution, und die italienischen Arbeiter ließen auch ihre Spuren in der Region. Namen wie Bonazza, Passerini, Caroli, Gnesetti und Marziske erinnern noch heute an diese Zeit. Bereits 1882 gelang der Durchbruch des Tunnels, sodass anschließend nur noch der Ausbau und das Verlegen der Gleise abgeschlossen werden mussten. Trotz des Erfolgs verloren bei den Sprengarbeiten während des Durchbruchs vier Arbeiter ihr Leben.
Am 1. August 1884 konnte der erste Zug schließlich die neu gebaute Bahnlinie von Arnstadt nach Suhl passieren – ein bedeutender Tag für die Region.
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Gräfenroda, Dörrberg mit Haltepunkt
Bildquelle: Archiv Harald Siefert
Bau des Bahnhofs Dörrberg
Nachdem die Bahnlinie stand, wurde einige Jahre später, 1888, der Bau der Haltestelle am Dörrberg geplant und 1890 abgeschlossen. Am 15. Februar 1890 hielten hier die ersten Züge aus Oberhof und Gräfenroda. Damals war der Dörrberg noch eine eigenständige Gemeinde, was die Eröffnung der Haltestelle zu einem besonderen Ereignis machte.
Obwohl sie offiziell als Haltepunkt galt, betrachteten die Bewohner von Dörrberg und Gräfenroda die Station aufgrund ihrer Größe und den zwei Gleisen als Bahnhof. Ursprünglich war ein Haltepunkt für den Dörrberg gar nicht vorgesehen, doch der damalige Bürgermeister konnte schließlich die Reichsbahn überzeugen, eine Haltestelle zu genehmigen.
Der Haltepunkt Dörrberg spielte nicht nur für die lokale Bevölkerung eine wichtige Rolle, sondern war auch für die Reichsbahn von großer Bedeutung: Er diente als Blockstelle, mit Signalen ausgestattet, um den Zugverkehr zwischen Dörrberg und dem Schwarzbachtunnel sicher zu regeln. Der Beamte an der Haltestelle durfte das Signal für den zweiten Zug Richtung Gehlberg erst dann auf „Grün“ stellen, wenn der erste Zug den Abschnitt verlassen hatte. Aufgrund der damals hohen Zugdichte, insbesondere durch den regen Güterverkehr, war dies ein zentraler Knotenpunkt.
Aussehen des Bahnhofs
Um den Bahnhof zu erreichen, musste man damals wie heute einen kurzen Anstieg nehmen. Oben angekommen, standen rechts und links zwei Gebäude. Rechts befand sich ein Toilettenhäuschen – eine wichtige Einrichtung, da es damals keine Toiletten im Zug gab. Links war das Hauptgebäude mit einem Fahrkartenschalter und einer großen Wartehalle, die besonders im Winter zum Schutz vor der Kälte diente. Die Halle war mit einem Holzofen beheizt und bot zahlreiche Holzsitzbänke.
Zwischen den Gebäuden führte der Weg zu den Gleisen, die durch eine Schranke gesichert waren, um ungewolltes Überqueren bei einfahrenden Zügen zu verhindern. Auf der gegenüberliegenden Gleisseite stand ein umgebauter Waggon mit einem Unterstand, der als Lagerraum für Morsebänder, Kabel und Ersatzteile diente. Ein Morsegerät, damals ein wesentliches Kommunikationsmittel, nutzte Morsezeichen, die erstmals 1837 von Samuel Morse entwickelt wurden und vor allem im Militär Einsatz fanden.
Der Haltepunkt wurde von drei Männern betrieben, die für den täglichen Betrieb und die Pflege der Anlage sorgten. Im Laufe der Zeit wurde das Gelände mehrfach umgestaltet, um den Betrieb zu optimieren – so wurden die ursprünglichen offenen Eingangstüren später zugemauert und durch normale Türen ersetzt.
Die „Hammerbrücke“
Die Hammerbrücke wurde während des Bahnbaus errichtet, um die Bahnlinie zu überqueren, hatte jedoch keinen großen Nutzen. Sie wurde ohne Genehmigung der Reichsbahn gebaut und blieb bis zu ihrem Abriss an ihrem Platz. Reste der Fundamente sind noch heute sichtbar.
Die Brücke war ein beliebter Treffpunkt für die Dörrberger Kinder, die nach der Schule auf die Züge warteten, um in deren Dampf gehüllt zu werden.
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Textquelle: Till Frühauf (TGS Gräfenroda, 2024)