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Erzgebirgsfahrt des Geschwendaer Fremdenverkehrsvereins

vom 18. bis 21. Juni 2024 mit Abstechern nach Dresden, ins Sächsische Vogtland, nach Karlovy Vary (Karlsbad) und Chemnitz

von Alexandra

Zur Fahrt nach Oberwiesenthal begrĂ¼ĂŸten die Vereinsmitglieder auch sehr herzlich altbekannte und neue Freunde aus Frankenhain, Gräfenroda, Arnstadt, GroĂŸbreitenbach und dem Heimatort, so dass die 57 Busplätze restlos ausgebucht waren.

Den Startschuss zur Mehrtagesfahrt gaben Reiseleiter Klaus LĂ¼deke und der Buslenker Sven Rödiger von der Firma Wollschläger aus Leina-Waltershausen. Die Fahrt via A 71 und A4 bis zum Autobahnparkplatz Dresdner Tor SĂ¼d bei Wilsdruff verlief ohne HĂ¼rden; die FrĂ¼hstĂ¼ckspause konnte auf Basis der bewährten Eigenversorgung, die auch an den anderen beiden Tagen ohne Fehl und Tadel klappte, eingelegt werden.

Der erste Schnaps hob zweifellos die Stimmung und Erwartungshaltung fĂ¼r das Bevorstehende. Danach steuerte Sven den umgestalteten Dresdner Gasometer an, der nunmehr als Panometer dient und wo gegenwärtig die von Yadegar Asisi konzipierte Amazonien-Ausstellung zu besichtigen ist. Die groĂŸformatigen Bilddokumente des sĂ¼damerikanisch-brasilianischen Regenwaldes mit seinen floristischen und faunistischen zehntausendfachen Arten, die unsere Vorstellungskraft Ă¼bersteigen, war beeindruckend. Neben der Amazonien-Revue, wodurch der Blick Ă¼ber den ökologischen Tellerrand auch zur nicht einfachen Situation der Ureinwohner gerichtet wird, gab es zudem Platz zur Dokumentation der immer noch nachwirkenden Zerstörung Dresdens durch anglo-amerikanische Bomberstaffeln am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Die StadtfĂ¼hrung Ă¼bernahm Nicole Brey, die einen sicheren Blick fĂ¼r das Nahebringen von historischen EindrĂ¼cken in Verbindung mit den aktuellen Erfordernissen funktionierender innerstädtischen Infrastruktur und fĂ¼r das Stadtumland hatte. So die von August dem Starken initiierten Bauwerke des Zwingers, des Taschenberg-Palais u.v.a.m., die noch heute das Stadtbild charakterisieren. Der 30-jährige Krieg konnte Dresden wegen seiner sehr guten Stadtmauer kaum etwas anhaben; die BrĂ¼hlsche Terrasse wurde erst ab 1813 öffentlich-vorher war sie Eigentum des Regierungschefs von BrĂ¼hl. Der von König Johann in Auftrag gegebene Opernbau wurde von Gottfried Semper als Rundbau nach römischem Vorbild errichtet – Semperoper und Opernplatz sind unverzichtbar, wenn es um Kunst und groĂŸe Events geht. Während die Dresdner Innenstadt den Bomberangriffen in einem Umkreis von 2 km zum Opfer fiel, galt der TrĂ¼mmerhaufen der zerstörten Frauenkirche bis zum FrĂ¼hjahr 1990 als staatlich verordnetes Antifaschistisches Mahnmal. Nach der Wiederbildung Sachsens entstand sie fĂ¼r 180 Millionen DM so glanzvoll wie vorher. Die Verwandtschaft Sachsen und ThĂ¼ringen geht aus der Grafschaft Wettin (10./11.Jh. zwischen Unterer Saale und Harz) hervor; der MeiĂŸner Markgraf Heinrich wurde von Kaiser Friedrich II. mit ThĂ¼ringen belehnt, weil ThĂ¼ringens Landgraf Heinrich Raspe IV. kinderlos blieb. Später entstanden die FĂ¼rstentĂ¼mer Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen- und Sachsen-Altenburg als thĂ¼ringische Kleinstaaten bis November 1918. In der Dresdner Neustadt ist die Bausubstanz der sächsischen Könige noch bestens zu besichtigen. Die rechtselbisch gelegenen, eingemeindeten Ortschaften Loschwitz und Blasewitz sind Ă¼ber das mehr als 100 Jahre existente Blaue Wunder (eindrucksvolle EisenbrĂ¼cke) bzw. die hochmoderne WaldschlĂ¶ĂŸchenbrĂ¼cke erreichbar. Wir hatten einen wunderschönen Blick ins Elbtal Richtung Sächsische Schweiz von der Albrechtsburg und deren benachbarten beiden Schlössern. Die kenntnisreiche StadtfĂ¼hrerin brachte uns zudem den Schriftsteller Erich Kästner und den Romantikmaler Caspar David Friedrich näher.

PĂ¼nktlich zum Abendessen erreichte die Reisegesellschaft das Premium All Inklusive Rathaushotel Oberwiesenthal. An den Hotelzimmern war gar nichts auszusetzen; die FrĂ¼hstĂ¼cks- und AbendbrotbĂ¼fetts boten eine ausreichende Auswahl und nicht zu beanstandende Qualität; mit Bier, Wein u.a.m. wurde der Durst gelöscht. Am Donnerstag und Freitag begleitete uns die ortsansässige ReisefĂ¼hrerin Rosemarie Tautenhahn, die mit Können und EinfĂ¼hlungsvermögen und als stolze Nachbarin von Jens WeiĂŸflog Ă¼berzeugte. Erst ging es in die weltbekannte Spielzeugstadt Seiffen und nach Dorfchemnitz zum Ausstellungsort Blockhausen. Am zweiten Tag brachte sie uns via Schwarzenberg und Aue ins sächsische Vogtland nach Morgenröte-Rautenkranz (Geburtsort des ersten deutschen Raumfahrers Siegmund Jähn), dann in die Kreisstadt des Erzgebirgskreises Annaberg-Buchholz und zum Abschluss auf den 1214 m Ă¼ber NN gelegenen Fichtelberg (Oberwiesenthals Hausberg). Die Staatsgrenze befindet sich bei Bozi Dar / Gottesgab und nach dem Beitritt Tschechiens zum Schengen-Abkommen im Dezember 2007 verbessern sich die Nachbarschaftsverhältnisse zusehends, was Frau Tautenhahn befriedigend berichtete. Das Gebirge ist gekennzeichnet vom Silbererzbergbau ausgehend von Freiberg, wo die Knappen aus Goslar (Westharz) die Erfolgsstory starteten. Aber genauso kamen andere Erze (Kupfer, Zinn, Zink, Eisen) zum Abbau – so wurde Seifen von böhmischen Zisterziensermönchen als Bergbaudorf vor 700 Jahren gegrĂ¼ndet. Um 1850 lösten Drechsler und Schnitzer den Bergbau ab. Nach 1945 förderte die Wismut AG bis 1990 Uranerz zum Abtransport in die damalige SU – Schlema und Aue u.a. stehen fĂ¼r diesen Zeitabschnitt. Die vielen gewonnenen EindrĂ¼cke von beiden Tagen lassen sich nur in Stichpunkten wiedergeben: Reise nach Seiffen Ă¼ber das Troppauer Gebirge (tschechisches Sudetenland), Grenzstelle Reitzenhain, Olbernhau, immer an der Grenze entlang, naturnahes Natzschungtal mit deutschen und tschechischen Forellen bis nach Seiffen; Spielzeugmuseum, Einkaufspassage, achteckige Kirche in Seiffen, sehr eindrucksvoll (knapp 2000 Einwohner, davon 1000 Kirchenmitglieder); Weihnachtsevent mit 20.000 Besuchern; danach das vom Revierförster Andreas Martin gegrĂ¼ndete Blockhausen – Handwerk mit EMKS (BlockhĂ¼tten und kunstvolle Holzskulpturen, mehrere Events im Jahr).

Am 2. Tag Besichtigung modernster Technik in der deutschen Raumfahrtausstellung Morgenröte Rautenkranz e.V., Tradition wird nicht verschwiegen (Konstruktion V2, Raumfahrtingenieur Wernher von Braun (1912-1977); Deutschland hatte bisher zehn Raumfahrer im All. Dann Mittagsrunde im Waldgasthof/Hotel Am Sauwald Tannenberg bei A.-B.; Technisches Denkmal Frohnauer Hammer, Wasserkraft fĂ¼r Eisenbearbeitung; Klöppeln im Museum als groĂŸe Kunstfertigkeit; Marktplatz in Annaberg-Buchholz (Rathaus, St. Annenkirche) und Bergarbeiter – jetzt Bergkirche (1502) mit eindrucksvoller Bergmännischer Krippe (28 Figuren seit 2001), Nutzung der Bergkirche ab 1990 von regionalen Knappschaften durch kirchliche Veranstaltungen. Mit dem Besuch des Fichtelberges und einen Blick auf den 1244 m Ă¼ber NN gelegenen Klimovec (Keilberg) als höchsten Berg des Erzgebirges verabschiedeten wir Rosemarie sehr herzlich.

Die Heimreise schloss das Kaiserbad Karlovy Vary (Karlsbad) ein, wo die Besichtigung des Bäderviertels mit einer sechsreihigen Lindenallee und einem Ă¼berdimensionaler Busbahnhof in Erinnerung bleiben. Dann steuerte uns Sven in die Mitte von Chemnitz, die zahlreiche BaumaĂŸnahmen wegen des Europäischen Kulturstadtjahres 2025 zu bewältigen hat. Die StadtfĂ¼hrerin Edeltraud Höfer meisterte alle Hindernisse; die FĂ¼hrung brachte viele EindrĂ¼cke zum Entstehen (1136 Benediktinerkloster) und zur Entwicklung der westsächsischen Metropole (GrĂ¼nder- und Technikzentrum Mitteldeutschlands), Anfang des 20. Jahrhunderts reichste Stadt in Deutschland (Eisenbahnbau, Motorenwerke, Strumpffabrik), Auswirkungen auf Bausubstanz (Opernhaus, Wohnhäuser am KaĂŸberg), Innenstadt durch Bombardierungen fast völlig zerstört. Trotz Verlust ehemaliger GroĂŸindustrie etablierten sich nach 1990 wieder 7.000 Unternehmungen. Bedeutende Museen bewahren älteste und alte Historie und mit 260.000 Einwohnern ist Chemnitz drittgrĂ¶ĂŸte Stadt des Freistaates Sachsen.

Am frĂ¼hen Abend erreichten wir wieder das vertraute Geratal und mit einem Ausblick auf eine grĂ¶ĂŸere Reise 2025 verabschiedete die Reisegesellschaft mit groĂŸer Dankbarkeit den Reisechef des Vereins Klaus LĂ¼deke und seine Ehefrau Edeltraud, denn die Fahrt hat allen viel SpaĂŸ gemacht und bleibende EindrĂ¼cke hinterlassen.


Dr. Karl-Heinz MĂ¼ller

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